Wir sind umgeben von Geschichtsbildern. Manche Fotos sind ikonisch: beispielsweise Willy Brandts Kniefall am Denkmal des Warschauer Ghettos 1970. Bilder leiten nicht nur unsere Wahrnehmung von der jüngsten Geschichte. Sie werden nicht selten auch als authentisches Abbild der Vergangenheit verstanden. Umso nötiger erscheint es, intensiv über Bildquellen nachzudenken, sie historisch zu kontextualisieren, quellenkritisch einzuordnen und in einem methodisch geregelten Verfahren zu interpretieren. In der Übung sollen die selbstverständliche Evidenz und der illustrative Charakter von Bildern hinterfragt werden. Aus welchem Blickwinkel zeigen Bilder das Geschehen? Wer nimmt sie in welchem Kontext auf? Was ist nicht zu sehen? Warum werden manche Bilder ikonisch und andere nicht?  

Die Übung versteht sich als Einführung in die Visual History und dient der Einübung einer reflektierten, methodisch versierten Quellenkritik und Bildinterpretation in Schule wie Wissenschaft. Ein besonderes Augenmerk liegt auf Filmdokumentationen, die in der Forschung bislang noch wenig beachtet werden.

Literatur:

Jäger, Jens: Fotographie und Geschichte, Frankfurt a.M./New York 2009.

Paul, Gerhard: Das Jahrhundert der Bilder, Bd. 2: 1949 bis heute, Bonn 2008.

Paul, Gerhard: Visual History, Version: 3.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 13.3.2014 [http://docupedia.de/zg/paul_visual_history_v3_de_2014].