Deutschland ist seit Langem ein Einwanderungsland. Darum behandelt die Vorlesung die Migrationsgeschichte Deutschlands im historischen Zusammenhang vom 19. Jahrhundert bis heute. Sie führt von der Einwanderung etwa der „Ruhrpolen“ ins Kaiserreich, der ostjüdischen Migration in die Weimarer Republik und der Zwangsarbeit im Nationalsozialismus über den Komplex von Flucht und Vertreibung nach 1945 hin zu den vielfältigen Formen der Arbeitsmigration in Bundesrepublik und DDR. Ein Schwerpunkt liegt auf der langen Geschichte des Asyls im 20. und 21. Jahrhundert, die den Kontext für das Verständnis der sogenannten „Flüchtlingskrise“ um 2015 darstellt. Was bedeutete „Migration“ zu verschiedenen Zeiten und in unterschiedlichen politischen Systemen? Wie lässt sich der transnationale Prozess des Migrierens beschreiben, wie lokale Praktiken der Niederlassung? Auf welche Weise wurde Migration politisch gestaltet, medial dargestellt, gesellschaftlich wahrgenommen? In welchem Verhältnis standen rassistische Diskriminierung, politische Partizipation und migrantische Selbstorganisation? Und wie veränderte sich die gesellschaftliche Position von Menschen mit Migrationsgeschichte in der zweiten, dritten oder vierten Generation?

Die Vorlesung verbindet transnationale Migrationsgeschichte mit der Lokalgeschichte vor allem Nordrhein-Westfalens und entwickelt so einen historischen Fokus auf die Gegenwart.

Literatur

Alexopoulou, Maria: Deutschland und die Migration. Geschichte einer Einwanderungsgesellschaft wider Willen, Stuttgart 2020.

Hahn, Sylvia: Historische Migrationsforschung, Frankfurt a.M. 2012.

Herbert, Ulrich: Geschichte der Ausländerpolitik in Deutschland: Saisonarbeiter, Zwangsarbeiter, Gastarbeiter, Flüchtlinge, Bonn 2003 [zuerst 1986].