Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wirkt der Nationalsozialismus auf unterschiedliche Weise in den europäischen Nachkriegsgesellschaften nach. Die Auseinandersetzung mit NS-Täter:innenschaft hat dabei sowohl in der geschichtswissenschaftlichen Forschung als auch in der öffentlichen Debatte in Deutschland eine zentrale Rolle gespielt und verschiedene Phasen durchlaufen. In den ersten Sitzungen des Seminars soll die Historiographie der NS-Täterforschung nachvollzogen werden. Dabei sollen im Besonderen Bezüge zur Biografie- und Familienforschung hergestellt werden. Wie steht es um die private und gesellschaftliche Auseinandersetzung mit NS-Täter:innenschaft? Wie gehen beispielsweise Personen oder Kollektive mit NS-Täter:innenschaft von Angehörigen, Kolleg:innen oder Freund:innen um? Und welche Narrative und Erinnerungsmustern haben sich in diesen Kontexten entwickelt und verfestigt? Als wichtige Ergänzung soll in den letzten Sitzungen NS-Täter:innenschaft über den Familienkontext hinaus untersucht werden. Welche Rolle spielen familiäre Bezüge für die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und was bedeutet das für eine postmigrantische Gesellschaft in Deutschland, in der viele Menschen keinen familiären Bezug zum Nationalsozialismus haben?