In
seiner umfangreichen philosophischen Schriftstellerei hat der römische
Staatsmann und Redner Cicero die Debatten der klassischen und hellenistischen
Philosophenschulen aus römischer Sicht dargestellt. Hierzu hat er eine eigene
lateinische Fachterminologie geschaffen.
Ciceros anspruchsvolle Spätschrift über das Schicksal bietet eine
umfassende Darstellung der alten Streitfrage der Vereinbarkeit von Schicksal
und Weltordnung einerseits und menschlicher Freiheit andererseits. Wenn, wie die
Stoiker annehmen, alles von Gott und der Natur vorherbestimmt ist, besitzt der
Mensch dann noch Willensfreiheit? Wie kann er für sein Handeln verantwortlich
sein und für seine Vergehen zur Rechenschaft gezogen werden? Im Mittelpunkt von
Ciceros Schrift steht der „Mittelweg“ des großen Stoikers Chrysipp, der sowohl
an der Existenz einer Vorsehung wie auch eines freien menschlichen Willens
festzuhalten sucht. In der Lektüreübung
wird anhand von Ciceros Schrift die antike Debatte über den Determinismus
erschlossen und diskutiert.
- Dozent*in: Christian Hengstermann