Seit etwa dem mittleren 19. Jahrhundert, als sich das institutionelle, epistemische und soziale Gefüge dessen etabliert hatte, was heute unter moderner Wissenschaft verstanden wird, kamen epistemische Entwürfe auf, die der gängigen Wissenschaft zuwiderliefen oder Alternativen zur etablierten Wissenschaft darstellen wollten. In der Regel wurden solche Ideen von etablierten Wissenschaftlern als „Pseudo“- oder „Parawissenschaften“ beurteilt, Bezeichnungen, die diesen Ideen die epistemische Validität absprachen. Ob solche Alternativentwürfe tatsächlich als „Pseudo“- oder „Parawissenschaften“ zu bewerten sind, wird eine der zentralen Fragen dieses Hauptseminars sein. Es werden unterschiedliche pseudo- oder parawissenschaftliche Theorien und Ansätze vom späten 19. bis ins späte 20. Jahrhundert diskutiert, so etwa die Parapsychologie, die Welteislehre Hanns Hörbiger, unterschiedliche Verschwörungstheorien oder die Prä-Astronautik, die ab den späten 1960er Jahren zunehmend populär wurde. Hierbei muss insbesondere das Verhältnis dieser Wissenschaftsentwürfe zur Öffentlichkeit geklärt werden, denn oft versuchten die Urheber durch die Popularisierung ihrer Theorien und Ansätze wissenschaftliche Legitimität zu erzeugen. Das Hauptseminar verfolgt auch das Ziel, Antworten auf aktuelle Fragen um „alternative Fakten“ und die Rolle von Verschwörungstheorien in der Öffentlichkeit zu finden.