In der Wissenschaftshistoriografie gilt die Aufklärung als Zeitalter der Rationalität, in dessen Verlauf sich insbesondere die Naturwissenschaften von der religiösen Dogmatik lösten und die Grundlage der modernen Wissenschaften des 19. Jahrhunderts bildeten. Zahlreiche Gelehrtengesellschaften wurden gegründet, neue Ansätze zur Erfassung der Natur entwickelt und spezialisierte wissenschaftliche Disziplinen lösten sich aus der allgemeinen Gelehrsamkeit, die noch das 17. Jahrhundert geprägt hatte. Mit dem Großunternehmen der zwischen 1751 und 1780 veröffentlichten mehrbändigen „Encyclopédie“ schufen Denis Diderot und Jean-Baptiste le Rond d’Alembert zusammen mit ihren zahlreichen Mitarbeitern ein Wissenswerk, das nicht nur für spezialisierte Gelehrte gedacht war, sondern auch der allgemeinen Aufklärung der breiten Bevölkerung dienen sollte. Ziel dieses Unternehmens war, eine Grundlage zu schaffen für den „Ausgang des Menschen aus seiner selbstgewählten Unmündigkeit“, wie dies Immanuel Kant formulierte. In der Veranstaltung werden verschiedene Systematisierungsversuche von Wissen mit universalem Anspruch diskutiert, angefangen bei der „Encyclopédie“ über die naturphilosophischen und anthropologischen Schriften Kants bis zu Carl von Linnés botanischer und zoologischer Taxonomie. Ziel der Veranstaltung ist, diese Systematisierungsversuche in die politischen, ökonomischen und sozialen Kontexte des Zeitalters der Aufklärung einzubetten.