Nicht zuletzt durch die Herausforderung des Populismus entwickelt sich die Geschichte der Demokratie zurzeit zu einem lebendigen Forschungsfeld. Es zeichnet sich durch theoriegeleitete Fragestellungen und multiperspektivische Zugänge aus. So wird die Demokratie als institutionell abgesicherte politische Ordnung analysiert, genauso wie als umkämpfte Idee und als den Alltag prägende soziale Praxis. Ganz in diesem Sinne richtet das Hauptseminar eine demokratiegeschichtliche Perspektive auf die Geschichte der Bundesrepublik von ihren Anfängen bis in die Gegenwart und erprobt auf diese Weise neue Ansätze und Interpretationslinien. Im Vordergrund stehen praxeologische Zugänge; demokratietheoretische Positionen werden in ihrem historischen Kontext erörtert. Wie konnte sich die Demokratie nach nationalsozialistischer Diktatur und Völkermord im Westen des geteilten Deutschland etablieren? Auf welche Weise prägte sich die NS-Erfahrung einerseits und die Systemkonkurrenz mit der „Volksdemokratie” der DDR andererseits in die bundesrepublikanische Demokratie ein? Wie lassen sich Prozesse der Demokratisierung beschreiben? In welcher Weise beeinflusste die dynamische Ausbildung internationaler politischer Räume die Entwicklung der bundesrepublikanischen Demokratie? Und nicht zuletzt: Wie wurde die Demokratie im wiedervereinigten Deutschland ausgestaltet?